Mai 11

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Angoraziegen


  • Herkunftsland: Ankara, Anatolien / Türkei
  • Lebende Tiere: rund 2,5 Millionen weltweit, vor allem beheimatet in Südafrika, Texas, Australien, der Türkei und anderen warmen Regionen
  • Ernährung: Gräser, Heu, niedrige Sträucher, rohe Obst- und Gemüsereste oder auch etwas Getreide

Über den Arche-Park

Der Max Arche-Park bietet ganz im Sinne der Arche-Noah eine paradiesische Insel für vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen im Biosphärenreservat der niedersächsischen Elbtalaue.
Hier finden Tiere ein Zuhause, die auf der „Roten Liste“ stehen. Besonderes Augenmerk gilt hierbei der liebevollen und vor allem tiergerechten Pflege und Haltung. Jede Rasse und jedes Tier werden individuell betreut und versorgt.
 
Zusätzlich bietet der Arche-Park eine optimale Möglichkeit, um einen Einblick in das tägliche Bauernhofleben zu erhalten. In Form eines Erlebnis-Bauernhofes können Tierliebhaber, Familien, Kinder oder auch Schulen einen Eindruck erlangen. Über 100 seltene Tiere warten darauf, bei einem Ausflug mit eigenen Augen, Händen und auch allen weiteren Sinnen entdeckt und gefüttert zu werden!

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Die Angoraziege (früher Kamelziege) zählt zu den Wollhaarrassen und ist eine langhaarige Ziegenrasse. Angoraziegen sind weltweit berühmt für ihre Wolle, vor allem für die Mohairwolle. Die Tiere werden ausschließlich für die Wollgewinnung gehalten. Da Angoraziegen jedoch in Haltung und Zucht eigensinnig und nässeanfällig sind, handelt es sich bei der von ihnen gewonnenen Mohairwolle um ein Luxusprodukt. Aus diesem Grund zählt die Mohair-Wolle zu den wertvollsten Textilfasern der Welt, denn sie gilt als besonders seidig und weich und ist vor allem in der Textilindustrie sehr begehrt. 

Die Mohairwolle wird für die Herstellung von Teppichen, Kissen, Decken, Kuscheltieren und Stoffe verwendet. Die weltweite Produktion liegt bei rund 15.000 Tonnen. Speziell gilt die Mohairwolle als besonders fein und seidig, leicht und langlebig, wasserabweisend und gleichzeitig feuchtigkeitsabsorbierend, im Sommer kühlend und im Winter wärmend und bei guter Verarbeitung als knitterfrei. 

Das Mohair wird in drei Güteklassen eingeteilt. „Kid-Mohair“ ist das Haar sehr junger Ziegen und gilt als feinstes und hochwertigstes Produkt. Dieses wird vor allem für die Kleidungsherstellung verwendet. „Young-Goat“ ist ein etwas dickeres Haar. „Adult-Mohair“ ist die Wolle ausgewachsener Ziegen und wird häufig für die Herstellung von Teppichen, Polstern oder Decken eingesetzt. 

Doch nicht nur das Mohair gilt als Besonderheit, sondern auch das Fleisch der Tiere. Als Delikatesse gilt das Capretto, das Fleisch sehr junger Ziegen. 

Die Tiere sind optimal an die Klimabedingungen der Trockensteppen, Wüsten und Gebirgsregionen angepasst. Unter diesen Bedingungen haben sie ihr charakteristisch langes, spiralig beziehungsweise lockig herabhängendes Haar, das Mohair entwickelt.

Herkunft der Angoraziege

Die Angoraziege stammt aus der türkischen Provinz Ankara (Angora) in Anatolien. Von dort aus wurde diese Ziegenart seit dem 19ten Jahrhundert in viele verschiedene Kontinente und Länder exportiert, in denen sich eigenständige, große Zuchtgebiete entwickelten. Hierbei spielen Südafrika, Argentinien, die USA, die Türkei, Madagaskar und Australien die größte Rolle. Jedoch gibt es verschiedene Thesen über einen vorbiblischen anatolischen Ursprung. Wissenschaftler ziehen heutzutage sogar einen Import aus der zentralasiatischen Regionen in Betracht, da die Rasse durch die Einwanderung aus Turkestan im 13ten Jahrhundert oder durch den Handel erst nach Anatolien gelangt sein soll. Daraufhin sollen die Tiere dort angesiedelt worden sein und im Jahre 1838 hätten die Erzeuger aufgrund von stark steigender Nachfrage lokale kurdische Ziegen mit eingekreuzt. Durch diese Einkreuzung vertrugen jedoch die Tiere die mitteleuropäischen Klimabedingungen nicht mehr, da sie ohnehin schon als sehr nässeempfindlich galten.  

Laut anderen Quellen wurden hingegen die Tiere bereits im Jahre 1838 nach Südafrika und wenige Jahre später auch nach Kalifornien exportiert. Als Grund für den Export wurde die Nicht-Eignung für das mitteleuropäische Klima genannt, da die nässe und kälteempfindlichen Tiere den hiesigen Bedingungen nicht standhielten. Daraufhin konnte bereits im Jahre 1885 in Kalifornien ein Bestand von über 100.000 Angoraziegen vermerkt werden. 

In Deutschland wurden die Angoraziegen erstmals im Jahre 1768 beheimatet. Zu diesem Zeitpunkt wurden als fürstliches Geschenk fünf Ziegen und zwei Böcke überbracht. Diese hatten sich daraufhin in wenigen Jahren bis 1771 auf 90 Tiere vermehrt. Für diese sprunghafte Vermehrung wurden jedoch die Angoraziegen mit einheimischen weißen Ziegen vermischt, um eine Inzucht zu vermeiden. 

Zusätzlich gibt es Aufzeichnungen, dass bereits 1742 erstmals Angoraziegen nach Schweden exportiert wurden. Aufgrund ihrer äußerlichen Merkmale und der markanten Wolle konnten sich die Tiere optimal an die Klimabedingungen der Trockensteppen, Wüsten und Gebirgsregionen anpassen.  

Heutiger Stand

Heutzutage werden Angoraziegen vor allem in den südlicheren Breitengraden wie beispielsweise in Südafrika, Argentinien, in den USA und in Australien gehalten. Hier dienen sie ausschließlich der Wollgewinnung. Hingegen gelten sie in hiesigen Breitengraden als optimale Landschaftspfleger und „Wollbringer“. 

Südafrika gilt mittlerweile als größter Produzent für die begehrte Mohair-Wolle. Über 50% des weltweit hergestellten Mohair stammt aus Südafrika. Vor allem die Umgebung um Karoo am östlichen Kap ist berühmt für seine Angoraziegenhaltung. Der Rest der Wolle stammt hauptsächlich aus Texas (USA), Australien und der Türkei. (Stand 2020) 

Typische Rassemerkmale

Diese Ziegenart ist klein- bis mittelrahmig gebaut und erreicht eine Widerristhöhe von bis zu 60 Zentimetern bei den Ziegen und 70 Zentimetern bei den Böcken bei einem Gewicht von 30 bis 40 bzw. 45 bis 55 Kilogramm. 

Charakteristische Rassemerkmale sind ein sehr helles bis reinweißes Fell,  Hängeohren und korkenzieherartige Hörner der Böcke oder sichelartige Hörner der Geißen. Hierbei bilden sich die Hörner der weiblichen Tiere nicht gar so lang und prächtig aus, wie die der männlichen Artgenossen.  

Die Angoraziegen sind berühmt für ihre Wolle, sodass sie häufig nur zum Zwecke der Wollgewinnung gezüchtet werden. Hierbei haben die Ziegen ein langes, seidiges und lockig herabhängendes Haarkleid. Die Tiere werden im Alter von sechs Monaten erstmals geschoren. Diese sogenannte „Kid-Mohairwolle“ ist besonders begehrt und hochpreisig, da sie als außergewöhnlich feinfaserig gilt. Mit zunehmendem Alter wird die Wolle immer gröber. 

Der jährliche Wollertrag der Ziegen liegt zwischen drei und sechs Kilogramm bei einer zweimaligen Schur. Hierbei beträgt die Stapellänge jeweils zwischen 12 cm bis 15 cm. Besonders populär und nachfragestark ist die Wolle der bis zu einjährigen Lämmer, die als besonders weich und luxuriös gilt.  Optimalerweise sollte der erhaltene Wollstapel möglichst weiß, glänzend, ausgeglichen und in sich gedreht sein (Ringellöckchen). Grannenhaare (Kremps) sind äußerst unerwünscht. Geschoren wird erstmalig ab einem Alter von sechs Monaten. Diese von den Zicklein stammende Wolle wird als Kid-Mohairwolle bezeichnet und ist besonders feinfaserig. Mit zunehmendem Alter wird die Wolle immer gröber, sodass diese dann für die Herstellung von Teppichen, Decken und Stoffen verwendet wird. 

Die Tiere gelten als spätreif. Hierdurch ist auch die Fruchtbarkeit nur mäßig und es fallen häufig nur „Einlinge“ an. Dies bedeutet, dass die Geißen, die üblicherweise erst im zweiten Lebensjahr erstmalig lammen, nur mäßig fruchtbar sind und selten mehr als ein Zicklein zur Welt bringen. Hinzu kommt, dass die Aufzucht der Lämmer häufig sehr schwierig ist, da diese sehr klein geboren werden und die Mutterinstinkte bei den Tieren nur sehr gering ausgeprägt sind. 

Die Lebenserwartung von Angoraziegen liegt bei über zehn Jahren. 

Übersicht der typischen Rassemerkmale: 

Farbmerkmale: 

  • Reinweiß
  • Seidig glänzendes Haarkleid – lang und lockig 

Hörner: 

  • Böcke: imposante, korkenzieherartig nach hinten und außen gedrehte Hörner 
  • Geiß: kurz und sichelförmig 

Körpermerkmale: 

  • Hängeohren

Größe der Tiere:

  • Weiblich (Geiß): 50 – 60 cm 
  • Männlich (Bock): 60 – 70 cm

Gewicht der Tiere: 

  • Weiblich (Geiß): 30 – 40 kg
  • Männlich (Bock): 45 – 55 kg

Nutzung der Tiere: 

  • Wolle – Mohairwolle 

Ernährung der Angoraziege

Angoraziegen sind hinsichtlich ihrer Ernährung sehr genügsam, da sie an die rauen Bedingungen von Wüsten und Steppen angepasst sind. Jedoch ernähren sich die Tiere in erster Linie von Heu, Gräsern und niedrigen Sträuchern. In privater Haltung freuen sich die Ziegen zudem über rohe Obst- und Gemüsereste oder auch etwas Getreide

Jedoch gilt eine ausreichende Rohfasergabe als „A“ und „O“ bei der Haltung dieser Ziegen. Vor allem zu den Zeitpunkten der Schur sollte genügend Futter zur Verfügung stehen, da die frisch geschorenen Tiere schnell frieren. Über die Nahrungsaufnahme können sie sich selbst wärmen, da die Verdauung von Rohfaser wie beispielsweise Heu den Organismus ankurbelt und als eigenes „Heizwerk“ fungiert. Jedoch ersetzt dies keinesfalls  einen wärmenden Stall oder Unterstand! 

Wichtig ist zudem, dass den Tieren immer frisches Wasser sowie ein Salzleckstein oder auch eine Mineralleckschale zur Verfügung steht, um Mangelerscheinungen vorbeugen zu können. 

Herdeneigenschaften 

Aufgrund der Behornung sollten diese Ziegen eine Fläche von mindestens vier Quadratmetern pro Tier vorfinden. Vor allem in beengten Räumlichkeiten spielt dies eine wichtige Rolle, da die Tiere sich sonst gegenseitig verletzen könnten. 

Eine Faustregel besagt, dass nicht mehr als 30 Ziegen in einem Stall oder auf einer Fläche gehalten werden sollten. Hierbei sollte eine geschlechtliche Trennung vorgenommen werden, sodass nicht zu viele Böcke mit Geißen zusammen gehalten werden, um Auseinandersetzungen vorzubeugen. 

Besonders zu Zeiten der Aufzucht von Zicklein sollten Böcke von der Herde getrennt werden, da die männlichen Tiere durch ihre Hörner schnell den Nachwuchs verletzen können. 

Weibliche Tiere verfügen häufig nur über einen gering ausgeprägten Mutterinstinkt, sodass Zicklein nicht selten per Hand aufgezogen werden müssen. Hinzu kommt, dass die Tiere sehr klein und unselbstständig geboren werden. 

Im Großen und Ganzen gelten die Tiere selbst als passiv und bauen wenig Bindung auf. Dies gilt auch für die Beziehung zum Halter. Hierbei gilt es auch zu beachten, dass Böcke für Kinder und unvorsichtige Laien durch die langen Hörner gefährlich werden können. 

Nachteile der Angoraziege hinsichtlich der Nutzung:

Die Haltung gestaltet sich häufig müßig, besonders im Hinblick auf die Reproduktionsleistung der Tiere. Die spätreifen Geißen bringen zumeist nur ein Zicklein zur Welt und werden selten trächtig. Hinzu kommt, dass die Zicklein sehr klein und unselbstständig geboren werden. Hierbei verfügen die Muttertiere häufig nur über einen sehr gering ausgeprägten Mutterinstinkt, sodass nicht selten die Züchter die Nachkommen von Hand aufziehen müssen. 

Ebenfalls gilt es zu beachten, dass weibliche Tiere den Fötus während der Trächtigkeit schnell abwerfen, wenn eine Gefahr für die eigene Gesundheit empfunden wird. Dies kann häufig der Fall sein, wenn nicht genügend Futter zur Verfügung steht oder die Körperwärme nicht ausreichend gehalten werden  kann. 

Jedoch liegt der größte Nachteil in der Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit und dem Produktivitätsverlust bei mangelnder Pflege. Hierbei ist zu beachten, dass die Tiere nicht für das mitteleuropäische Klima geeignet sind, da direkter Regen oder auch zu hohe Luftfeuchtigkeit der Gesundheit und Wollpracht stark zu setzen. Hinzu kommt, dass das Fellkleid regelmäßig vor Parasiten geschützt werden muss. Zudem muss darauf geachtet werden, dass sich die weiblichen Tiere nicht mit den Hörnern im Fell verfangen, wenn sie sich kratzen wollen. 

Umstrittene Produktion von Mohair-Wolle:

Nachteilig ist ebenfalls, dass die Produktion der Mohair-Wolle beispielsweise in Südafrika höchst umstritten ist. Verschiedene Tierschutzorganisationen zeigten erschreckende Zustände auf den Wollfarmen. Die Tiere werden teils brutal geschoren, sodass sogar Hautfetzen mit abgetrennt werden. Hinzu kommt, dass die Ziegen ohne ihre wärmende Unterwolle den Umgebungstemperaturen schutzlos ausgeliefert sind. So kommt es häufig vor, dass ohne wärmenden Unterstand gehaltene Tiere erfrieren. Hinzu kommt, dass den Tieren häufig die Hörner schon im jungen Alter entfernt oder verödet werden, um ein Verheddern in der sich bildenden Wolle zu verhindern. 

Die Lebenserwartung von auf Zucht- oder auch Wollfarmen gehaltener Angoraziegen liegt häufig nur bei fünf bis sechs Jahren, da zu diesem Zeitpunkt die Tiere häufig als nicht mehr rentabel genug gelten. Grund hierfür ist, dass die Wolle zu hartfaserig wird und somit im Handel nicht mehr genug Gewinn abwirft. Jedoch haben die Ziegen eine Mindest-Lebenserwartung von zehn Jahren oder mehr. Aussortierte Tiere werden für die Fleischgewinnung verwendet. 

Zusammenfassend sind diese Ziegen keine Anfängertiere, können jedoch ein profitables Zuchtziel bieten. Je weißer und weicher die Mohairwolle ist, desto höher sind die Preise, die Kleidungsfabrikanten und Designer für das wertvolle Material zahlen.

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