Das Sundheimer Huhn gilt als eine der ältesten deutschen Zweinutzungsrassen (Zwiehuhnrasse) und zählt zu den „altehrwürdigen“ Wirtschaftsrassen. Einerseits bieten sie eine gute Legeleistung, anderseits aber auch eine hervorragende Fleischausbeute und -qualität. Hierbei gilt das weiße Fleisch als besonders delikat.
Es gibt zwei Arten des Sundheimer Huhnes: das „große“ Sundheimer Huhn und das Zwerg-Sundheimer. Hierbei stellt das Zwerg-Sundheimer eine kleinere und kompaktere Variante des großen Sundheimers dar.
Eine Besonderheit dieser Rasse ist die ganzjährlich gute Legeleistung, denn auch im Winter wird eine hohe Eiproduktion erreicht. weiteres Kennzeichen ist das äußerst ruhige Wesen des Sundheimer Huhnes. Ebenfalls erfreuen sich Halter und Bauern an der Robustheit der Tiere.
Hinzu kommt, dass diese Art als klassisches Zweinutzungshuhn fernab von den heutigen Leistungshybriden liegt, die nur auf eine einseitige Nutzung hin gezüchtet wurden. Denn im Gegensatz zu den reinen Legerassen, können hier beide Geschlechter optimal genutzt werden. Einerseits die Hennen für die Lege-, andererseits die Bruderhähne für die Fleischproduktion. Hierdurch entfällt das allseits verrufene Kükentöten aufgrund von unlohnender Bruderhahnaufzucht, da auch die Hähne „gewinnbringend“ gemästet werden können.
Herkunft des Sundheimer Huhnes
Erstmals wurde die Rasse des Sundheimer Huhnes im Jahre 1886 durch eine Züchtervereinigung erfasst. Zielsetzung war es, eine Hühnerrasse zu erzüchten, die den höchsten Ansprüchen genügen sollte.
Als Wirtschaftrasse gezüchtet, sollten die Tiere gut mästbar, schnellwachsend mit delikatem Fleisch sein. Dies wurde auch erfolgreich umgesetzt, denn bis heute gilt das Fleisch als absolute Delikatesse, auch im Hinblick auf andere Rassen!
Der Name ist zurückzuführen auf die Herkunft der Rasse. Sie findet ihren Ursprung speziell in dem badischen Ort Sundheim Kreis Kehl und im Umkreis von Straßburg. Es wird davon ausgegangen, dass deutsche Bauern zu Beginn des 18. Jahrhunderts damit begannen Fleischhühner für den großen Straßburger Markt zu züchten. Im Jahre 1886 wurde daraufhin die bäuerliche Zuchtgenossenschaft “Vereinigung des Sundheimerhuhnes” gegründet.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Rasse züchterisch im Hinblick auf die Legeleistung optimiert. Dies hatte den Grund, dass vor dieser Zeit vor allem der Fleischmarkt in Straßburg mit den Sundheimer Tafelhühnern versorgt wurde und somit der Rasseschwerpunkt auf einer optimalen Mästbarkeit und Fleischproduktion lag. Nach dem ersten Weltkrieg fiel jedoch die Westseite vom Rhein an Frankreich, sodass dieser entscheidende Absatzmarkt für die damals einseitig genutzten Masthühner wegfiel. Hierdurch wurde der Grundstein für die Züchtung in Richtung des Zweinutzungshuhnes gelegt. Heute ist die Züchtung vor allem in Frankreich verbreitet. Aber auch in ganz Deutschland gibt es viele Liebhaber.
Die Rasse des großen Sundheimer Huhnes entstand aus Kreuzungen des Houdan, Dorking, Brahma, Cochin und Bresshuhn. Nach 1870 wurden Wanzenauer Hähne eingekreuzt. Jedoch wurden sie 1920 aufgrund der ähnlichen Leistung und Erscheinung fälschlicherweise auch als Deutsches Faverolles oder Deutsches Lachshuhn bezeichnet.
Die Zwerg Sundheimer hingegen wurden erstmals im Jahr 1920 durch die Kreuzung mit Zwerg-Sussex erzüchtet. Jedoch verschwanden diese fast vollständig mit dem Fortlaufen des zweiten Weltkrieges. Nur wenige Tiere überlebten diese Zeit. Allerdings schwand auch diese Zahl zunehmend, sodass die Rasse als ausgestorben galt. Einige Liebhaber erzüchteten jedoch ab 1977 diese spezielle Rasseform mit Hilfe von Zwerg-Cochin, Deutschem Zwerg-Lachshuhn, Zwerg-Sussex und den großen Sundheimer Hühnern erneut. Dieser Zuchterfolg wurde erstmals 1980 anerkannt.
Heutiger Stand
Das Sundheimer Huhn ist im Laufe der Zeit fast ausgestorben, da es trotz seiner sehr guten Rassemerkmale nicht dem Konkurrenzkampf mit den Hochleistungshybriden Stand halten konnte. Grund hierfür ist, dass sich die Hühnerzucht rein auf die Produktion von Mast- und Legehybriden spezialisierte, da sonst die Wirtschaftlichkeit der Betriebe nicht mehr gegeben gewesen wäre. Nur wenige Liebhaber-Züchter retteten diese Rasse vor dem Verschwinden von der Bildfläche und züchteten im Laufe der Zeit vordergründig ihre hervorragende Leistung heraus.
Über viele Jahre hinweg konnte das Sundheimer Huhn nur noch als Rassehuhn in Kleintierzuchtvereinen und für Ausstellungen gehalten und erworben werden, da nicht mehr genügend Tiere zur Verfügung standen.
Mit nur knapp 800 reinrassigen Tieren weltweit im Jahre 2013 galt das Sundheimer Huhn als stark gefährdet und steht auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten deutschen Hühnerrassen. Im Jahre 2016 konnten vergleichsweise 289 Hähne und 1.239 Hennen gezählt werden, jedoch gilt die Rasse immer noch als gefährdet und steht unter Beobachtung.
Typische Rassemerkmale des Sundheimer Huhnes
Das Sundheimer Huhn zeichnet sich als fleischbetonte Zweinutzungsrasse durch Robustheit, Frühreife, Schnellwüchsigkeit, Winterlegeleistung und leichte Mästbarkeit aus. Ebenfalls besticht die Rasse durch ein umgängliches, friedfertiges und nicht schreckhaftes Wesen der Tiere. Hähne können problemlos bis zum Ende der Mast zusammengehalten werden, ohne dass folgenschwere Hahnenkämpfe zu befürchten sind. Hinzu kommt, dass die Tiere eine sehr geringe Flugfähigkeit aufweisen und somit sehr leicht zu halten sind.
Die Rasse verfügt über eine ausgezeichnete jährliche Legeleistung. Mit mindestens 200 Eiern pro Jahr und einem Mindestbruteiergewicht von 55 Gramm vollbringen die Hennen wahre Höchstleistungen. Denn auch im Winter werden Eier gelegt. Die Eier weisen häufig eine hell- bis dunkelbraune teils gesprenkelte Farbe auf, die als Zuchtziel festgelegt wurde. Hinzu kommt, dass die Tiere einen geringen Bruttrieb aufweisen.
Die Tiere, sei es Huhn oder Hahn sind sich im Aussehen sehr ähnlich und nahezu übereinstimmend gezeichnet. Somit weist der Kopf ein rein silberweißes Farbspiel auf, das in einen breiten, tiefschwarzen, grünglänzenden Schaftstrich mit silberweißem Saum am Halsbehang übergeht. Die Federn an dem Oberrücken unter dem Halsbehang zeigen interessante schwarze Tropfenzeichnungen auf. Der Sundheimer Hahn besitzt schwarze Schwanzfedern mit einem grünen Glanz und die Sundheimer Hennen schwarze Schwanzdeckfedern. Eine weiße Umsäumung besitzen jeweils die kleinen Sichelfedern bei dem Sundheimer Hähnen und die Schwanzdeckfedern bei den Sundheimer Hennen. Die Sundheimer Hühnerrasse tritt ausschließlich in dem Farbenschlag “Weiß-Schwarzcolumbia” auf.
Der Körperbau zeichnet sich durch einen breiten, vollen und tiefen waagerechten sich nach hinten verjüngenden Rumpf aus. Die Brust ist vorgewölbt und deutet einen guten Fleischansatz an.
Bei den Sundheimer Hennen ist der Sattel breit und der Rücken steigt in Richtung des Schwanzes etwas an. Der Sundheimer Hahn trägt den Schwanz nahezu waagerecht und locker. Der breite Kopf trägt einen kleinen, einfach geformten Kamm. Sundheimer Hühner besitzen rote längliche Ohrlappen, kurze leicht runde Kehllappen und orangerote bis rote Augen.
Übersicht der typischen Rassemerkmale:
Farbmerkmale:
- Farbgebung: Weiß-Schwarzcolombia
- Kopf: rein silberweiß
- Halsbehang: breite, tief schwarze, teils grün glänzende Schaftstriche mit silberweißem Saum
- Rumpf: Federn des Oberrückens und Halsbehangs zeigen schwarze Tropfenzeichnungen
- Augen: orangerot bis rot
Körpermerkmale:
- Nicht zu hoch stehendes Huhn
- Feiner Knochenbau
- Runde, breite und vorgewölbte Brustform
- Gerade getragener Rücken
- Voller, breiter und tiefer Rumpf
- Volle Rumpf- und etwas Fußbefiederung
- Läufe und äußerste Zehe befiedert
- Kammform: einfach
Gewicht der Tiere:
Sundheimer Huhn:
- Hahn: 3 – 3,5 kg
- Henne: 2 – 2,5 kg
Zwerg-Sundheimer:
- Hahn: 1,1 – 1,2 kg
- Henne: 900 g – 1 kg
Schalenfarbe der Eier:
- Hell- bis dunkelbraun
- Teilweise auch punktiert
Legeleistung:
Sundheimer Huhn:
- ~220 Eier pro Jahr
- ~ 55 g Eigewicht
Zwerg-Sundheimer:
- ~ 160 Eier pro Jahr
- ~ 45 g Eigewicht
Haltung von Sundheimer Hühnern
Die Rasse gilt als sehr robust und einfach zu halten. Aufgrund ihrer schwachen Flügel sind die Hühner kaum Flugtauglich. Hierdurch reicht eine Einzäunung von 1,2 Metern Höhe völlig aus, um die Tiere an Ort und Stelle halten zu können. Jedoch sollte darauf geachtet werden, dass dieser „Ausbruchssicher“ ist, denn die Tiere sind äußerst intelligent und neugierig. Löcher im Zaun werden schnell ausfindig gemacht und für eine Flucht genutzt. Hinzu kommt, dass unliebsame Fressfeinde durch eine intakte Umzäunung ferngehalten werden können. Um jedoch die Tiere auch vor Luftangriffen schützen zu können, empfiehlt sich eine Bepflanzung des Auslaufes mit Unterschlupfmöglichkeiten wie beispielsweise Hecken oder Sträuchern oder gar eine Überspannung mit einem engmaschigem Netz. Hierdurch können Habichte und andere Greifvögel am Räubern gehindert werden.
Die Tiere sollten trotz ihrer Robustheit einen wetterfesten und windstillen Hühnerstall vorfinden. Dieser sollte mit ausreichend Sitzstangen auf einem niedrigen Niveau der gleichen Höhe ausgestattet sein, da die Tiere kaum flugfähig sind und zu hoch angebrachte Sitzstangen nicht erreichen können. Ebenfalls ist auf einen hygienischen und trockenen Boden zu achten, da die Sundheimer Hühner über einen ausgeprägten Federbehang an den Füßen verfügen. Hierdurch droht leicht eine starke Verunreinigung mit folgenschweren Krankheiten oder Parasitenbefall.
Im Falle eines Auslaufes sollte ebenfalls auf einen gut abtrockbaren Boden geachtet werden. Bei zu nassen Verhältnissen besteht die Gefahr einer Verschlammung der Federpracht und gegebenenfalls eine schnelle Ausbreitung von Parasiten oder auch Krankheiten.
Als Einstreu empfiehlt sich die Verwendung von Holzspänen oder Stroh. Diese Variationen bieten einerseits die Möglichkeit der Beschäftigung durch Scharren an aber andererseits auch eine Möglichkeit der einfachen Reinigung. Stroh, staubfreies Strohmehl, Faserhanf und Holzspäne binden Feuchtigkeit und Ausscheidungen optimal und sind leicht beim Ausmisten des Stalles zu entfernen.
Die Hühner scharren genauso wie andere Artgenossen sehr gerne und eifrig nach Futter. Da dies eine natürliche Verhaltensweise darstellt, sollte dieses Verhalten bei der Haltung unbedingt berücksichtigt werden. Aus diesem Grund sollte den Tieren die Möglichkeit der Futtersuche sowie des Scharrens gegeben werden. Optimalerweise bietet sich hierfür ein gut eingestreuter Stall in Kombination mit einer vielfältig bewachsenen Grünfläche und einem Auslauf an. Der Auslauf sollte hierbei großzügig und abwechslungsreich gestaltet sein, um die neugierigen Tiere auszulasten und auch zur Futtersuche anzuregen. Dies ist von besonderer Bedeutung, da gelangweilte Tiere schnell Verhaltensauffälligkeiten aufweisen und beispielsweise das Federpicken bis hin zum Kannibalismus anfangen können. Falls die Möglichkeit einer Grünfläche nicht gegeben oder umsetzbar sein sollte, kann den Tieren auch Grünfutter in einen Auslauf dargeboten werden.
Ebenfalls sollte im Auslauf oder im Stall den Tieren die Möglichkeit des Sandbadens gegeben werden. Dies kann mit Hilfe einer Sandkuhle vornehmlich an einem sonnigen Platz umgesetzt werden.
Wichtig ist, dass die Tiere immer saubere Tränken vorfinden um eine Infektionsgefahr so gering wie möglich zu halten. Auch bei den Futtermitteln sollte Vorsicht geboten sein, denn diese sollten ebenfalls sehr hygienisch sein.
Sundheimer Hühner sind aufgrund ihrer geringen Haltungsansprüche auch sehr interessant für Selbstversorger. Mit der hohen Legeleistung sowie hohem Mastgewicht bei sehr zartem Fleisch bietet sich eine optimale Ausbeute für den Halter.