Geschichte des Vorwerkhuhns
Das Vorwerkhuhn wurde vor über 100 Jahren mit dem Zuchtziel der Schaffung eines außergewöhnlich schönen Nutzhuhnes im Hinblick auf eine zweifache Nutzung (Eier,Fleisch) erzüchtet. Die schönen Zuchtprodukte sollten gleichermaßen als ein ansprechender Vorgartenbewohner in den damalig parkähnlichen Gärten der Villenvirtel als auch für die Nutzung als Nutztier geeignet sein. Beheimatet war die Grundzucht der Vorwerkhühner in Othmarschen (heute Hamburg).
Den Namen erlangte das Vorwerkhuhn durch seinen Züchter Oscar Vorwerk. Für die Erzüchtung wurden die heimischen Lakenfelder als Zeichnungsträger, die Gelben Orpington und die heimischen gelben Ramelslohern verwendet. Beide letzteren Rassen sollten die markante gelbe Farbe einbringen. Eine Verbesserung der Körperform sowie Sicherung des grauen Untergefieders erfolgte mit der Einkreuzung blauer Andalusier. Als Ergebnis wurden die sogenannten „Goldvögel“ erzüchtet, die beidgeschlechtlich gleiche Farb- und Zeichnungsanlagen aufwiesen. Somit steht das Vorwerkhuhn im goldgelben Landhuhntyp mit einem angefügten Schwarz in Hals und Schwanz, schieferblauen Läufen, rotem Gesicht und weißen Ohrscheiben. Dieses Farbzuchtziel gilt seither bis heute und soll als nationales Gut erhalten werden.
Es gibt zwei Arten des Vorwerkhuhnes: das „große“ Vorwerkhuhn und das Zwerg-Vorwerkhuhn. Hierbei stellt das Zwergvorwerkhuhn eine kleinere und kompaktere Variante des großen Vorwerkhuhnes dar.
Die Tiere wurden zu einer Zeit gezüchtet, in der Leistungszucht und Schönheit eine wirtschaftliche Einheit bildeten. Dies ist heutzutage zu Zeiten der Hybridzucht nicht mehr der Fall. Aus diesem Grund können die Vorwerkhühner, wie auch andere altehrwürdige Rassen nicht mit der Legeleistung bekannter Wirtschaftsrassen mithalten.
Herkunft des Vorwerkhuhns
Mit dem Vorwerkhuhn wollte der Hamburg-Ohtmarschener Oskar Vorwerk Anfang des 20. Jahrhunderts ein Zwiehuhn züchten, das in seiner Zeichnung dem Lakenfelder Huhn ähnelte. Zusammen mit dem Hittfelder und dem Ramelshoher Landhuhn bildete dann auch das Lakenfelder Huhn die Grundlage für die Zuchtidee eines multitalentierten Wirtschafthuhns mit einer ansprechenden Optik. So wurden die Tiere zuerst als die „Hühner von dem Vorwerk“ bekannt und vermarket.
Kaum eine andere Rasse zeigt wie sehr die Verbreitung von dem wirtschaftlichen Wohlergehen eines Landes abhängt. Im Jahre 1912 wurde die Rasse erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und konnte dennoch erst nach dem ersten Weltkrieg 1919 eine Anerkennung erlangen. Daraufhin erlebte jedoch das Vorwerkhuhn einen richtigen „Boom“. Vor allem in Schlesien, Sachsen und Thüringen erfreute sich das Vorwerkhuhn großer Beliebtheit. Dies wurde nicht zuletzt durch den Züchter selbst erreicht, der durch kostenlose Tierabgaben das Vorwerkhuhn verbreitete. Jedoch starben die Tiere aufgrund des zweiten Weltkrieges nahezu aus. Nur einer begnadeten Liebhaberin ist es zu verdanken, dass die Tiere die Kriegszeit überstanden und die Grundlage für eine Neuerzüchtung bildeten.
Heutiger Stand: Population des Vorwerkhuhns
Das Vorwerkhuhn verlor nach dem zweiten Weltkrieg schnell an Bedeutung. Der Grund hierfür war, dass sich die Zuchtziele hinsichtlich Fleischausbeute und Legeleistung von Grund auf änderten. Im Jahre 1946 galten die Tiere fast als ausgestorben, da nur noch 26 Hennen und zwei Hähne zur Verfügung standen. Aus diesen Tieren versuchten einige Liebhaberzüchter das Vorwerkhuhn zu erhalten. Jedoch gaben im Laufe der Zeit viele Hobbyzüchter auf, da die Zucht viel Können, Geduld und Beharrlichkeit abverlangt und somit Enttäuschungen nicht ausbleiben.
Die Vorwerkhühner waren somit eine vom aussterben bedrohte Hühnerrasse. Inzwischen hat sich der Bestand wieder erholt. Trotz alledem gilt diese Rasse als gefährdete Haustierrasse und befindet sich auf der roten Liste bedrohter Geflügelrassen unter dem Punkt “Beobachtung”.
Heute erfreut sich das Vorwerkhuhn großer Beliebtheit. Aufgrund seines höchst markanten Erscheinungsbildes fand es viele Liebhaber, die es auch in heimischen Gärten ansiedelten.
Um jedoch zum Erhalt der Rasse beizutragen, sollte der Zuchtschwerpunkt vermehrt auf die Leistung ausgerichtet werden, um die Wirtschaftlichkeit zu steigern.
Quelle: https://www.g-e-h.de/index.php/rassebeschreibungen/55-gefluegelhuhn/159-vorwerkhuhn
Typische Rassemerkmale des Vorwerker Huhnes
Vorwerkhühner zählen zu den besonders wirtschaftlichen Zwiehühnern (Zweinutzungshuhn) in Landhuhnform, denn die Tiere entsprechen hinsichtlich ihres Körperbaus dem des mittelschweren Landhuhntyp. Sie sind nicht zu groß, muskulös, aber dennoch schlank und haben einen mäßig langen Rücken. Sie versorgen ihren Halter nicht nur mit Eiern, sondern auch mit Fleisch. Hierbei gelten sie im Bezug auf die Haltung als besonders winterhart, zutraulich und gutmütig. Durch ihr Wesen und das äußere Erscheinungsbild sind sie optimal für kleinere Haushalte oder auch als Blickfang für den Garten geeignet.
Darüber hinaus gelten die mittelschweren Vorwerkhühner hinsichtlich ihrer Legeleistung als Frühreif. Sobald die Hühner zwischen August und September ihre 20ste Lebenswoche erreicht haben, beginnen sie mit der ersten Eiablage. Falls dieses Alter jedoch erst später erreicht wird, kann erst im darauffolgenden Frühjahr mit einer Legeleistung gerechnet werden, da die Rasse nicht zu den Winterlegern zählt. Die jährliche Legeleistung liegt bei rund 170 Eiern mit einem Eigewicht von rund 55g.
Die Vorwerkhühner zeigen kaum einen Bruttrieb, sodass sie sich optimal für die Ei-Gewinnung eignen. Falls jedoch doch gebrütet wird, zeigen sich die Hennen als gute Führerinnen und sozialisieren ihre Küken optimal. Die Küken sind beim Schlupf häufig schwarz, gelb oder schwarz-gelb gefärbt. Dies lässt jedoch keinen Rückschluss auf die spätere Färbung zu. Auch hinsichtlich des Körperbaus gibt es bei den Küken oder auch adulten Tieren zwischen den Hähnen und Hennen kaum einen Unterschied – ein Umstand, der sich auf die Legeleistung durchaus nachteilig auswirkt.
Vorwerkhühner besitzen eine einzigartige Farbgebung, die bei beiden Geschlechtern identisch ist. Bei den Hennen tritt die Leuchtkraft des Gefieders allerdings nicht ganz so stark hervor wie bei den Hähnen. Beim Vorwerkhuhn sind Kopf, Halsbehang und Schwanz samtig Schwarz. Der goldgelbe Rumpf sorgt für einen starken Kontrast. Der Kamm sowie Kehllappen und das Gesicht sind rot gefärbt. Die Ohrscheiben hingegen sind weiß oder teils sogar mit einem roten Rand versehen. Einen Blickfang bilden die teils schieferblau hervortretenden Läufe der Tiere. Durch ihr extrem dichtes Untergefieder sind die Tiere äußerst wetterhart.
Übersicht der typischen Rassemerkmale:
Farbmerkmale:
- Farbgebung: goldfarben, gold-schwarz gesäumt
- Kopf: samtig schwarz
- Halsbehang: samtig wirkende schwarze Zeichnung
- Rumpf: graues Untergefieder mit sattem goldfarbigem Körpergefieder
- Schwanz: samtig schwarz
- Läufe: schieferblau
- Augen: orangerot bis orangegelb
- Kamm & Kehllappen: rot
Körpermerkmale:
- Nicht zu hoch stehendes, eher tiefstehendes Huhn
- Schlank gebaut, jedoch sehr muskulös
- Volle und breite Brustform
- Mäßig langer Rücken
- Läufe und äußerste Zehe nicht befiedert
- Kammform: einfach
Gewicht der Tiere:
Vorwerkhuhn:
Hahn: 2,5 – 3 kg
Henne: 2 – 2,5 kg
Zwerg-Vorwerkhuhn:
Hahn: ~ 1,1 kg
Henne: ~ 900 g
Schalenfarbe der Eier:
- creme
Legeleistung:
Vorwerkhuhn
- ~170 Eier pro Jahr
- ~ 55 g Eigewicht
Zwerg-Vorwerkhuhn
- ~140 Eier pro Jahr
- ~ 37 g Eigewicht
Haltung von Vorwerkhühnern
Das Vorwerkhuhn gilt durch sein dichtes Untergefieder als besonders wetter- und winterhart sowie von robuster Gesundheit. Durch seine gutmütige und sanfte Wesensart können sogar Hähne zusammen gehalten werden, ohne dass folgenschwere Kämpfe zu befürchten sind.
Hinzu kommt, dass Vorwerkhühner über eine schlechte Flugleistung verfügen. Hierdurch ist eine nicht allzu hohe Umzäunung ausreichend, um die Tiere in einem Auslauf halten zu können. Jedoch ist zu beachten, dass die Flugfähigkeit von dem Zuchtstamm sowie dem Alter abhängig ist und somit individuell unterschiedlich sein kann.
Vorwerkhühner gelten nicht zuletzt aufgrund ihrer unkomplizierten Ernährung als leicht zu haltende Hühnervögel. Grund hierfür ist, dass wenn den Tieren genügend abwechslungsreich gestalteter Auslauf zur Verfügung steht, diese ihren natürlichen Futtermittelbedarf gerne selbst decken. Durch ergiebige Futtersuche ernähren sich die Vögel hauptsächlich von selbst, sodass der Halter häufig an teuren Zusatzfuttermitteln sparen kann, denn Grünfutter in Form von Sämereien, Insekten, Schnecken, Würmern, Ameisen, Larven oder anderen Futterquellen reicht den Tieren vollkommen aus.